Am Montag bin ich frühmorgens mit dem Bus nach Esteli gefahren, um die Frauenorganisation FEM – Fundación entre Mujeres zu besuchen. Tolle, starke Frauen, mit einem feministischen Anspruch, feministas campesinas, also Kleinbäuerinnen, die seit 1994 in der Region arbeiten. Wie lässt sich Feminismus mit der Realität dieser Frauen verbinden? Juanita Villareyna, Direktorin von FEM meinte dazu: Intersektionelle Aspekte mit zusätzlichen Ungleichheitskategorien wie Alter, Ethnizität, Klasse, Region, etc. reichen den FEM-Frauen jedenfalls nicht aus. Mehr dazu werde ich wohl bei meinem nächsten Besuch erfahren.
Für mich war Agrarökologie Schwerpunkt meines gestrigen Besuchs, so habe ich einige Promotorinnen interviewt, um mehr über diesen holistischen Anbau- und Lebensansatz zu erfahren. Aber FEM arbeitet auch sehr umfassend in der Bildungsarbeit zu Geschlechterfragen.

Agrarökologie kann als landwirtschaftliche Bewegung und Praxis verstanden werden und bedeutet leben im gesunden und bewussten Einklang mit unserer Umwelt. Ohne den Einsatz von Kunstdünger und chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln. Im Sinne einer besseren Zukunft für die Bevölkerung und unseren Planeten soll auf Monokultur verzichtet werden, und stattdessen Bio-Dünger, natürliche Schädlingsfeinde, Mineralien, Kräutermedizin eingesetzt und die Diversität der Pflanzen und Ernährungssouveränität mittels hispanoamerikanischer, also lokaler Samen gefördert werden. Und die Frauen generieren Einkommensquellen.

Wie funktioniert das in der Praxis? Die Frauen bauen für ihre Familien und für den Verkauf an. Da die Produktion im individuellen klein ausfällt, organisieren sie sich über Kooperativen und vetreiben so ihre Waren. Die Zentrale der Kooperativen, Las Diosas – die Göttinnen, vereinigt so 8 Kooperativen, und vertreibt hauptsächlich organischen Kaffee, aber auch Hibiskus, Honig und Wein. Über die Göttinnen wird die Infastruktur für den ökologischen Anbau und die Kommerzialisierung aber auch für Weiterbildungen bereitgestellt. Für den Abschluß der Wertschöpfungskette planen die Frauen noch ein Café und Kulturzentrum neben dem FEM Büro, wo sie ihre Waren anbieten können. Für die Eröffnung fehlen aber noch etwa 10.000 US$.
In der Zentrale der Göttinnen wird einiges vollbracht: Qualitätsbestimmung des Kaffees, Abpacken von Kaffee, Marmelade und Honig unter sterilen Bedingungen, Kompostierung sowie Düngeproduktion in der sogenannten Wissensecke:

Interessant war auch, dass ein Teil der Wasserversorgung von einer Zisterne abgedeckt wird. Genau jene Zisterne vom Projekt im Nordosten Brasiliens „Eine Million Wasser-Zisternen“, den Göttinnen zur Verfügung gestellt vom Solidaritätsprojekt Aghe dal Cil – Aguas del Cielo.
Ein Gedanke zu “Feministische Agrarökologie”